Zahnabszess im Unterkiefer
Dieser Patient hat einen Wurzelabszess eines der letzten Backenzähne im Unterkiefer. Eine Zahnerkrankung ist neben dem Parasitenbefall einer der häufigsten Befunde bei Hunden und Katzen, die in der ART – Kleintierpraxis gestellt werden. Meist ist eine zahnmedizinische Entfernung des Zahnsteins mit anschließender Politur unter Narkose notwendig. Auf unserem Beiblatt finden Sie Informationen, wie Sie Zahnstein vorbeugen können.
Die Kosten solcher Zahnbehandlungen sind abhängig vom Ausmaß der Zahnerkrankungen. Für Zahnsteinentfernung mit Politur, sowie der meist notwendigen Narkose gibt die Gebührenordnung den Preis vor. Müssen jedoch Zähne entfernt, anders versorgt, die Hohlräume genäht und Schmerzmedikamente gegeben werden, kommen Mehrkosten hinzu, da der Zeitaufwand höher ist. Vorbeugend Zahnhygiene bei Hund und Katze zu betreiben lohnt sich also auch finanziell. Aus wissenschaftlichen Untersuchungen wissen wir, dass ein Teil der Bakterien unter dem Zahnstein in den Blutstrom gelangt. Vorbeugend sollten schon vor der Zahnbehandlung Antibiotika gegeben werden. Damit sind unsere Patienten optimal geschützt.
Nach einer Zahnbehandlung ist es wichtig für die Zukunft eine gute Zahnhygiene aufrecht zu erhalten. Die effektivste Methode um Plaques (die Vorstufe von Zahnstein) zu entfernen ist das Zähneputzen. Die Zähne Ihres Haustieres zu putzen ist einfach und kostet kaum Zeit und Geld.
Von Eiter und jahrelangen Zersetzungsprozessen grün verfärbte Zähne nach Zahnwurzelabszessen
Viele Haustiere haben exzellente Zähne. Erblich angelegt ist Ihr Speichel so zusammengesetzt, dass sich kaum oder kein Zahnstein bildet. Viele Patienten haben leider nicht dieses Glück und entwickeln wie wir Zahnstein und Zahnerkrankungen. Ein großer Anteil der bei Hund und Katze auftretenden Herzinsuffizienzen, sowie Nierenversagen und Lungeninfektionen entsteht durch Zahnerkrankungen. Regelrechte Nester von allen erdenklichen Bakterien lagern sich unter dem Zahnstein an. Sie vermehren sich rasant und streuen über das entzündete Zahnfleisch in den Körper. Der Zahnstein schützt die Bakterien vor mechanischer Entfernung. Das Nahrungsangebot und die Temperatur bieten ausgezeichnete Bedingungen für Bakterien. In einem solchen Fall schützen die Extraktionen den Patienten vor der dauernden Bakterienstreuung, die von den Zahnwurzelabszessen und dem Zahnstein ausgehen. Die Bakterieneinwanderung in die Nieren ist bei der Katze am häufigsten und führt zur lebensgefährlichen, nicht oder nur schwer heilbaren Niereninsuffizienz. Andererseits verursacht die Zahnerkrankung unangenehme Schmerzen und Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme. Trotz dieser extremen Situation scheinen viele Patienten noch normal zu essen – aber was sollte das arme Tier sonst tuen um zu überleben? Leider sind unsere Freunde oft sehr tapfer und essen trotzdem, so dass Herrchen oder Frauchen die Symptome nicht bemerkt. Bei Tieren in der Schwangerschaft sind auch die Nachkommen gefährdet, da ein verringertes Geburtsgewicht zu erwarten ist.
Mundschleimhaut- und Zahnfleischentzündung
Stomatitis Gingivitis (Mundschleimhaut- und Zahnfleischentzündung) ist ein eigener und leider häufiger Krankheitskomplex bei der Katze. Zahnprobleme, Wurzellockerungen bis hin zu Zahnwurzelabszessen sind auf lange Sicht vorprogrammiert. Eine deutliche Rötung des Zahnfleisches oder zumindest des Fahnfleischsaumes aufgrund Entzündung und damit verbunden stärkerer Durchblutng wird Gingivitis genannt. So eine Zahnfleischentzündung im Zusammenhang mit dem Zahnwechsel klingt ohne Behandlung wieder ab. Andere häufige Ursachen können Zahnbeläge, Zahnstein, eigespießte Fremdkörper aber auch verschiedenste Infektionen sein.
Entzündliche Prozesse im Maul und Rachen einer Katze
Stomatitis (Faucitis, Pharyngitis Glossitis, Tonsillitis …) benennt man entzündlichen Prozesse, die sich im Maul und Rachen der Katze abspielen. Die Schleimhaut des Mundes ist gut durchblutet, da sie eine der ersten Barrieren des Körpers gegenüber Infektionen, die über z.B. die Nahrungsaufnahme aufegnommen werden können, darstellt. Solche Veränderungen der Mundschleimhaut können Ausdruck verschiedenster Erkrankungen sein. Beispielsweise bei systemischen Erkrankungen, wie dem Nierenversagen (Urämie) mit Harnstoffeinlagerungen in der Schleimhaut, aber auch Vergiftungen, FIV, FCV und FeLV Infektionen, Immunopathieen (eosinphilem Granulom, Pemphigus) etc … Da solche Veränderungen schmerzhaft sind, kann Appetitlosigkeit die Folge sein.
Prüfung durch den Tierarzt oder Besitzer auf Zahnstein.
Auswüchse wie im vorangehenden Bild sind leider häufig aber nicht nötig. Durch regelmäßige Kontrolle, z.B. anläßlich des jährlichen Gesundheitschecks oder Impftermins kann der Zahnstein nachgewiesen werden. Am besten prüft der Besitzer häufiger das Gebiss auf Zahnstein und Zahnfleischentzündung etc. Bei Unsicherheit oder einem vergleichbaren Befund sollte der Tierarzt zwecks Zahnsteinentfernung aufgesucht werden. Wird der Zahnstein rechtzeitig entfernt, kann dies zum Zahnerhalt beitragen.
Mit dem Zahnstein lagern sich Bakterien – Eitererreger an
Bakterien lagern sich unter dem Zahnstein an. Sie vermehren sich rasant und streuen über das entzündete Zahnfleisch in den Körper. Der Zahnstein schützt die Bakterien vor mechanischer Entfernung. Das Nahrungsangebot und die Temperatur bieten ausgezeichnete Bedingungen für Bakterien. Meist beginnen die Zahnsteinanlagerungen an den letzten oberen Backenzähnen. Daher reicht es nicht aus nur die vrderen Zähne zu überprüfen. Die Stellung der Zähne zueinander sowie in der Nähe vorkommende Ausgänge der Speicheldrüsengänge begünstigen die Anlagerung. Von hier entstehen Zahntaschen die hinunter zur Wurzel ziehen. In einem solchen Fall ist meist schon eine Extraktion der betroffenen Zähne erforderlich.Bitte vergrößern Sie das nebenstehende Bild. Die dunklere braun granulierte Substanz markiert schon die Knochennekrose als Folge einer tiefgehenden Entzündung im Bereich der rechten Eitergesäumten Oberkieferbackenzähne. Hier nur eine Zahnsteinentfernung durchzuführen ist nutzlos, wenn nicht schädlich.
Die häufigste Zahnerkrankung der Katze FORLS (Felines Odontoklastisches Läsions Syndrom)
In einer Katzenpopulation wird man eine Krankheitshäufigkeit von 25-30% finden und jede zweite 5 jährige Katze hat diese besonders schmerzhafte Erkrankung. Durch Resorption entstehen Läsionen an den Zähnen meist von Zahnfleischentzündung begleitet. Rechts oben im Bild findet sich eine solche Läsion am Zahnhals. Da diese Läsionen bluten wächst häufig Zahnfleisch in den Defekt. Heute nimmt man an, dass ursächlich eine Störung im Kalziumhaushalt verantwortlich ist. Hormonelle Veränderungen sind hierzu in der Lage.

Der eigene Körper attackiert den Zahn und Zahnhalteapparat. Odontoklasten bauen die Zahnsubstanz ab.
Die Entstehungsweise der resorptiven Läsionen bei FORLS
Im Gewebe des Zahnhalteappartes ändern sich die Aktivitäten der Zähne. Den Zahnschmelz und Zahnknochen abbauende Zellen werden durch Signale (Zytokine) aktiviert. Diese sogenannten Odontklasten resorbieren die Zahnhartsubstanz und verursachen die Löcher in den Zähnen. Dies kann überall im Zahnfach geschehen , beginnt jedoch meist unterhalb der Zahnzement-Zahnschmelz-Grenze, wie im folgenden Bild zu sehen. Von hier aus wird der Schmelz der Zahnkrone unterminiert, wie im nebenstehenden Bild zu sehen ist. Die Auflösung setzt sich bis in die Pulpahöle (in de Pulpa verlaufen Nerven und Gefäße des Ahnes) fort. Da sich die Resorptionsprozesse auch an den Wurzeln fortsetzen müssen Zahnerhaltende Maßnahmen scheitern. D.h. ein von FORLS betroffener Zahn muss extrahiert werden.

Idealer Ort zur Anlagerund von Bakterien. Leider müssen solche Zähne extrahiert werden, da die Wurzeln schon geschädigt sind.
FORLS ist extrem schmerzhaft, da die Vitalität des Zahnnervs erhalten bleibt
Die FORLS Läsionen entstehen ohne weiträumige Entzündungen. Im Verlauf können jedoch an den betroffenen Stellen Entzündungen entstehen und aufrechterhalten werden. Zahnstein und Bakterien nutzen die Situation. Das Zahnfleisch entzündet sich (Gingivitis). Die Zähne brechen im Bereich der Läsionen häufig ab. Die Entzündung greift dann das Zahnfleisch und die Wurzeln der Zähne zusätzlich an, ist aber nicht ursächlich, wie bei der Karies-Erkrankung. Die nach Durchbruch in die Pulpahöhle freilegenden Nerven werden nicht im Rahmen der FORLS Erkrankung angegriffen, aber sie entzünden sich im ungeschützten Kontakt mit der Umgebung. Dies erklärt die enorme Schmerzhaftigkeit durch FORLS.
Zahnerkrankungen bem Kaninchen und Meerschweinchen
Bei Kaninchen und Meerschweinchen ist jedes Zahnproblem unmittelbar lebensgefährlich. Die weitaus bedeutenste Rolle spielen bei diesen Patienten Zahnfehlstellungen. Die wesentliche Nahrungsquelle ist Heu und Stroh (und sollte es sein), daher ist einwandfreie Mahlfunktion der Zähne wichtig. Die Zähne wachsen lebenslang. Bei Fehlstellungen entstehen rasiermesserscharfe Spitzen die Zunge oder Backen verletzen, Brücken, die das Schlucken verhindern oder Stufen, die das Gebiss blockieren. In der Folge können die Patienten keine Nahrung mehr aufnehmen, oft haben sie Schmerzen, Verletzungen und
gegebenenfalls entwickeln sich Abszesse. Da Meerschweinchen und Kaninchen nicht von dem leben, was sie essen, sondern von den Zellulose spaltenenden Bakterien, die Heu und Stroh zersetzen, kann sich schon nach 2 Stunden Nahrungsstop eine lebensgefährliche Situation entwickeln. Leider werden uns die Heimtierpatienten meist erst in diesem Zustand vorgestellt, so dass zunächst eine Notfalltherapie erfolgt. Erst wenn ein Operations-fähiger Zustand erreicht ist, kann die nötige Behandlung erfolgen. Besser und sicher ist auch hier beim alljährlchen Gesundheitscheck die Mundhöhle zu untersuchen, so daß bei verdächtigen Zahnspitzen etc, rechtzeitig behandelt werden kann. Die Behandlung erfolgt in der Beseitigung der Ursache. Die Spitzen werden abgeschliffen, Stufen werden eingebnet. Die Behandlung sollte unter Inhalationsnarkose erfolgen, da nur so gutes Arbeiten und fachgerechte Entfernung der Zahnspitzen und Zahnstufen erfolgen kann.

Bei der Untersuchung der Mundhöhle können Zahnspitzen wie diese mit beginnender Brückenbildung gefunden werden
Die letzte Aufnahme zeigt die engen Verhältnisse im Mund-Rachenraum bei Kaninchen und Meerschweinchen. Versuche größere Zahnspitzen oder Zahnstufen mittels Raspel ohne Narkose durchzuführen enden durchaus tödlich. Einerseits sind Kaninchen und Meerschwenchen sehr Stress-empfindlich. Das Beraspeln de Zähne ist schon allein wegen des Werkzeugs im Mund des Tieres sehr belastend. Des weiteren ist eine Verletzung der Zunge oder der Schleimhaut ohne Sichtkontrolle warscheinlich und schmerzhaft. Leicht werden die starken Gefäße im Rachen des Patienten verletzt, was zu einem sofortigen Verbluten führen kann. Ich habe dies leider zu oft bei anderen Tierärzten beobachtet die sich ganz sicher waren, soetwas könne nicht passieren. Zudem müssen größere Zahnsptzen und Stufen ohnehin mit Zahnturbinen abgeschliffen werden und ggf mit einer Zange abgekniffen werden. Unter Narkose und einem Heimtierstand (wie wir ihn in der AT-Kleintierpraxis benutzen) ist dies ein blitzschneller Eingriff von höchstens 5-10 Minuten.
Röntgenaufnahmen sind zum Nachweis der Zahnstufen nicht erforderlich, aber diese Aufnahmen zeigen anschaulich das Problem. Wegen der herausragenden Bedeutung von Zahnfehlstellungen ist die Untersuchung der Mundhöhle ist ein wesentlicher Bestandteil der gründlichen Untersuchung bei unseren Heimtierpatienten.